"Eine zu ordentliches Zuhause ist ein trauriges Zuhause": Die Gedanken eines bekannten Pädagogen über das Gefühl des Glücks in modernen Familien

von philine

18 Mai 2019

"Eine zu ordentliches Zuhause ist ein trauriges Zuhause": Die Gedanken eines bekannten Pädagogen über das Gefühl des Glücks in modernen Familien
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Perfektion nervt nicht nur, sondern kann auch deprimieren. Vor allem die Reinheit des Hauses, immer so, als würde man sich jederzeit einer militärischen Inspektion unterziehen, zeugt von einem obsessiven Zustand, einer Sucht, die Traurigkeit erzeugt. Das ist es, was Sergio Cortella, Pädagoge, Psychologe und Schriftsteller, sagt.

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Pexels

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Das emblematischste und treueste Beispiel für diese Worte ist der Brauch, vielleicht besser gesagt der Wahnsinn, des Selfie und im Allgemeinen der Fotos, die auf Social Media veröffentlicht wurden. Was gezeigt und geteilt wird, ist nie Realität, sondern eine gut konstruierte Überarbeitung. Jedes Mal, wenn Menschen ein Bild von sich selbst, von einem Ort oder dem klassischen frisch gekochten Gericht veröffentlichen, ist diese scheinbar natürliche und spontane Szene manchmal das Ergebnis langer Vorbereitungen, zahlreicher Versuche auf der Suche nach dem perfekten Schnappschuss.

Auch wenn es ein Detail zu geben scheint, das nicht perfekt ist, fragt man sich, ob es nicht mit dem Ziel, den gewünschten visuellen Effekt zu erzielen, umgestellt wurde. Alles ist künstlich, Artefakt, die ideale Version dessen, wie man aussehen will, und opfert auf diese Weise die Schönheit der Unvollkommenheit, die Authentizität des Seins. 

Diese ständige Suche, das eigene Leben so aussehen zu lassen, wie es anderen gezeigt wird, ist nur eine Fata Morgana, die auf lange Sicht Echtheit einsperrt, erstickt und das psychophysische Wohlbefinden gefährdet. Leider wird dieses Verhaltensmuster nicht nur individuell verfolgt, sondern den Kindern sehr oft auferlegt, indem sie mit ihren eigenen Fixierungen infiziert werden und so die nächste Generation von Menschen vorbereiten, die immer wieder unzufrieden sind.

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Pixnio

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Das alles passiert im Haus, dem Ort der Intimität, der Privatsphäre, dem gemütlichen Rückzugsort, wo man sich sicher, entspannt und vor allem einfach wie man selbst fühlen sollte. Der ehrliche und unkomplizierte Alltag besteht auch aus Chaos, nicht aus ästhetischer Fiktion, als wäre man immer am Set.

Den eigenen Lebensraum sauber und menschenwürdig zu halten, ist etwas ganz anderes, als ihn wie das Cover eines Innenarchitekturmagazins aussehen zu lassen. Es ist also an der Zeit, sich nicht mehr hinter einer Lüge zu verstecken, denn auf diese Weise verdunkelt man auch seine Emotionen. So sind wir sicher, dass ein paar weitere verrückte Objekte nicht schaden werden, wenn es bedeutet, ruhiger zu leben und gesündere Kinder großzuziehen!

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