Wir lieben Menschen nicht mehr, wir benutzen sie als Objekte: willkommen in der Ära des "Beziehungskonsums"

von philine

30 April 2019

Wir lieben Menschen nicht mehr, wir benutzen sie als Objekte: willkommen in der Ära des "Beziehungskonsums"
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Es gab mal eine Zeit, in der die Dinge nicht weggeworfen wurden, sie wurden repariert. Heute kaufen wir, benutzen und werfen weg. Man umgibt sich mit dem, was man nicht braucht, und gibt das weg, was noch nützlich sein könnte. Man kauft und verschwendet zu viel. Dieses Verhaltensmodell beeinflusst und belastet leider auch den Bereich der sozialen Beziehungen und schafft nutzlose und oberflächliche Interaktionen. Emotionen sind zu "Objekten" geworden und die Ära des "Beziehungskonsums" hat begonnen.

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Es ist schwierig, den Grund für das Phänomen des Beziehungskonsums zu erklären und zu verstehen. Es gibt nicht "den einen" Faktor, auf den man mit dem Finger zeigen kann, es gibt keinen Bösewicht, den man beschuldigen kann. Es ist ein Komplex von Elementen, der die Menschen im Laufe der Zeit dazu gebracht hat, sich in das zu verwandeln, was sie heute sind. Sind die sozialen Netzwerke schuld? Die schnelle und unaufhaltsame Dynamik der digitalen Technologie? Natürlich haben sie ihren Beitrag geleistet, aber sie sind nicht alleine schuld an Allem. Sie sind Erfindungen, die aufgrund ihrer Nutzung Auswirkungen auf die Realität der Menschen haben.

Vielleicht war bei manchen Menschen der Keim des Beziehungskonsums schon immer da und die neu entwickelten Ressourcen haben es nur ermöglicht, dass er aufblüht und ans Licht kommt. Tatsache ist, dass es immer schwieriger wird, besondere Freundschaften oder Liebesbeziehungen aufzubauen, die nicht einfach so austauschbar und ersetzbar sind. Einige Leute führen diese Tendenz auf eine grassierende Unsicherheit, eine instabile Vergangenheit oder eine zunehmend dunkle und verschwommene Zukunft zurück. Wenn es kein Vertrauen in die Zukunft gibt, warum sich die Mühe machen, etwas Dauerhaftes zu schaffen? Alles ist dazu bestimmt, von einem Moment auf den anderen ausgetauscht werden zu können.

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Eine der schlimmsten Nebenwirkungen des Beziehungskonsums ist die emotionale Unreife. Die Angst vor dem Leiden, vor Zeit- und Energieverschwendung lässt einen vor jeder kleinsten Schwierigkeit davonlaufen und hindert einen daran, grundlegende und langfristige Erfahrungen zu machen. Um zu wachsen, muss man auch Krisen, Konflikte und Enttäuschungen durchmachen, Selbstbeobachtung betreiben, lernen, mit seinen Gefühlen umzugehen und zu verzeihen.

In einer solchen Gesellschaft gibt es keinen wirklichen Austausch oder eine Bereicherung zwischen den Menschen mehr, mit dem Ergebnis, dass alle egozentrischer, intoleranter, kindischer, kurz gesagt, schlechter werden. Die Lösung könnte darin bestehen, weniger zu konsumieren und ein Leben zu leben, das ein wenig ärmer an Oberflächlichkeit und reicher an Zuneigungen ist.

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