Aus Angst vor dem Coronavirus wollen Nachbarn, dass ein Arzt umzieht. "Ich weiß nicht, wo ich hin soll."

von Julia

24 April 2020

Aus Angst vor dem Coronavirus wollen Nachbarn, dass ein Arzt umzieht. "Ich weiß nicht, wo ich hin soll."
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Seit die Corona-Pandemie ausgebrochen ist, liest man nicht selten von Personen, die innerhalb ihrer Möglichkeiten und darüber hinaus ihr Bestes geben, um denen, die in Not sind zu helfen. Leider passiert es auch genauso oft, dass man Geschichten von Leuten liest, die in diesem Moment ihren egoistischsten und beschämendsten Instinkten nachgeben. Oft auch zum Schaden von Ärzten und Krankenschwestern, die an vorderster Front gegen das Virus kämpfen.

Im argentinischen Moron fand Marcelo Roldan nun einen Zettel vor seiner Tür, auf dem ihm seine Nachbarn eine traurige Nachricht hinterlassen hatten. Und das, als er sich gerade auf den Weg ins Krankenhaus zu einer neuen anstrengenden Schicht machen wollte.

via Minutouno

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Minutouno

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"Guten Tag Dr. Roldan. Sie leisten gute Arbeit im Krankenhaus und wir wissen das zu schätzen. Aber Sie sollten auch an Ihre Nachbarn denken. Hier wohnen Kinder und alte Menschen. Wir bitten Sie, sich eine andere Bleibe zu suchen, bis die Covid-19-Epidemie vorüber ist.

Da kann man noch so friedlich schreiben und noch so sehr Danke sagen: Es besteht wohl kein Zweifel, dass dies ein egoistischer Akt ist, dem es jeglicher Anerkennung für einen Menschen mangelt, der sich aufopfert und im Kampf für die Gemeinschaft sein Bestes gibt. Genau die Gemeinschaft, die ihn jetzt ausschließen will. 

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In Marcelos Worten klingen Ungläubigkeit und Bitterkeit mit: "Sie bitten mich, wegen der Pandemie woanders zu leben, weil ich ein Arzt bin. Aber wo soll ich denn hin? Die Angst bringt manchmal unsere schlechtesten Seiten zum Vorschein." Man kann ihm nur recht geben. Wer sich mit dieser Aufforderung an einen Arzt wendet, der an vorderster Front gegen die Gesundheitsnotlage durch das Coronavirus kämpft, der kann nur von Egoismus und Angst geleitet sein.

Eine Angst, die auch noch absolut ungerechtfertigt ist. Selbst zu seiner Familie hält Marcelo zu Hause Abstand, von den Nachbarn gar nicht zu reden. Derartige Gefühle drohen zu Ungerechtigkeit zu führen. Und genau das ist in Marcelos Fall passiert. Wir hoffen, dass immer mehr Personen verstehen, dass man in diesem Moment mit Mut und gesundem Menschenverstand handeln muss.

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